Die Wahrheit bringt den Wahn zum Verschwinden

Die Augen blicken gen Westen. Er ist auf den Titelseiten fast jeder Zeitung und Zeitschrift. Fotos von Gegendemonstrationen. Ein Plakat mit der Aufschrift "love trumps hate", darunter die Hassrede von Madonna. Der Papst sagt "abwarten. Hitler hat sich nicht die Macht ergriffen, das Volk hat ihn gewählt, daraufhin hat er das Volk zerstört". Und wir malen uns aus, was er als nächstes tun könnte. Noch machen wir Scherze, vielleicht vergeht uns wirklich bald das Lachen.

Was wir übersehen.
Es gab und gibt schon immer Propheten. Sogar im eigenen Land. Die trommeln nur leider nie so laut, dass sie gehört werden. Die, die schreien, die hören wir. Anstatt selbst etwas für uns und damit für die Gesellschaft zu tun, so lange wir es tun können, schreien wir dann in der Krise nach einem Führer und folgen dem, der uns am lautesten in die nächste Illusion führt. Wir sind so sehr beschäftigt, dass wir vergessen Verantwortung für uns selbst zu übernehmem. Das soll dann ein anderer tun. So lange wir uns selbst  davor scheuen unseren eigenen Wahrheiten ins Gesicht zu schauen, fördern und fordern wir den Wahn.
Wenn alle Menschen, ob Opfer oder Täter, über das sprechen würden, was ihnen jetzt noch unsagbar erscheint, und offen dafür wären, dass all das ans Licht kommen darf, was sie zu Tätern oder Opfern hat werden lassen, wäre die Psychiatrie in ihrer heutigen Form bald überflüssig. Und wenn es Eltern gelänge, sich ihre eigenen Traumata und Verstrickungen anzusehen und aufzulösen, wäre das die beste Therapie für ihre oft sehr belasteten Kinder. Es wäre zuleich die wirkungsvollste Präventionsmaßnahme, um der Angst, dem Hass, der Verzweiflung, der Verwirrung und der Gewalt in der nächsten Generation den Nährboden zu entziehen.
Die gemeinsame und öffentliche Beschäftigung mit den Ursachen psychischer Verletzungen und seelischer Verstrickungen und ihren generationsübergreifenden Nachwirkungen in Gruppen veränderungsbereiter Menschen kann ein neues Bewusstsein schaffen für das Zusammenleben von Männern und Frauen, Eltern und Kindern und den Menschen in einer Gesellschaft. Denn, was wir heute tun, kann noch in 100 Jahren Wirkungen haben - wir tragen dafür die Verantwortung im Guten wie im Schlechten. Wir sollten uns den Polaritäten von Mann und Frau, Täter und Opfer, Macht und Ohnmacht gemeinsam neu stellen, um neue Lösungen zu finden. Ein Herz für die Täter zu haben, hilft den Opfern. Die Ohnmacht anzuerkennen, macht offen für Hilfe. Die Wahrheit bringt den Wahn zum Verschwinden. Die Liebe heilt die seelischen Wunden. Heilung geschieht, wenn wir mit Liebe die Seelen von Menschen berühren.
Franz Ruppert "Trauma, Bindung und Familienstellen" (2005)

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