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Irmas Enkel

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Das Buch "Irmas Enkel" von Leandra Moor ( tredition Verlag ) erzählt die Geschichte einer Familie, die in einem kleinen Dorf in Anhalt lebt. Sie spannt den Bogen von Irma über ihre Tochter Helene zu deren Tochter Anni. Alle Frauen teilen das gemeinsame Schicksal, ihre Männer zu verlieren und sich alleine dem Leben stellen zu müssen. Die Hauptfigur ist Irmas Enkelin Anni, eine einfache, gutherzige, lebensbejahende Frau, die ein schlichtes Leben führt, was aber durchaus glücklich hätte sein können, wenn nicht der 2. Weltkrieg dazwischen gekommen wäre. Jung und kinderlos wird sie Witwe und trifft eine Entscheidung, die ihr hartes Leben noch härter macht. Ausgesprochen gut gefällt mir, dass aus Sicht der Frauen geschrieben wird. Wie war das damals, als die Väter, Männer und Söhne an die Front mussten und die Felder nicht mehr bestellt werden konnten? Wie erging es den Frauen, die Soldatennachwuchs gebären sollten und zwischen den Heimaturlauben ihrer Männer Kinder austrugen

Dank an alle Chaoten dieser Welt!

Im Jahr 2009 besuchte ich ein Seminar, in dem wir die Bilder der Wasserkristalle von Masaru Emoto vorgestellt bekamen. Sie zeigten Schwingung. Es gibt harmonische Schwingungen. Da wir zu einem großen Teil aus Wasser bestehen, wurde uns vermittelt, dass alles, was harmonische Schwingung für Wasserbilder bedeutet, auch für uns relevant ist. Zum Beispiel klassische Musik. Ganz gefährlich ist Musik, die chaotische Schwingungen bewirkt. Zum Beispiel die Musik von AC/DC. Abends trafen sich alle Seminarteilnehmer im Gewölbekeller des Klosters, in dem das Seminar abgehalten wurde (Dank an die offenen Pallotinermönche und das ausgezeichnet ayurvedisch kochende Küchenpersonal, die das ermöglichten!). Als die meisten gegangen waren und nur noch der DJ da war, der untertags als Seminarlehrer fungierte, bat ich ihn AC/DC aufzulegen. Er war Fan dieser Gruppe und hatte sie auf seiner Playlist. Zwei andere wache Frauen stiegen mit mir auf die rustikalen Holztische und bei knisterndem Kaminfeuer tanz

Guten Morgen

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Zutaten für einen perfekten Morgen im November: eine Tasse Tee mit Kandis und ein Räuchermännchen :-) Ich wünsche euch Zeit für Muße, denn nun beginnt sie ja - die stille Zeit - die häufig so furchtbar hektisch den Countdown bis Weihnachten abläuft. Lasst es euch gut gehen!

Wohin gehen wir?

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Jörn Klare ist in einer Kleinstadt namens Hohenlimburg im Sauerland aufgewachsen. Mit Anfang zwanzig zieht er nach Berlin. Als Autor und Journalist bereist er die Welt, lernt viele Leute kennen, kehrt aber immer wieder nach Berlin zurück. Als die Kinder älter werden und die Mietwohnung zu groß, schaut er sich mit seiner Frau nach einer Eigentumswohnung in der Stadt um, ohne sich zu einer Entscheidung durchringen zu können. Irgendwann stellt sich ihm die Frage "Will ich mich dieser Stadt für immer anvertrauen?" Da sich die Antwort nicht so ohne Weiteres einstellt, geht er auf seine ganz persönliche Pilgerreise. Er läuft die sechshundert Kilometer von Berlin nach Hohenlimburg und schreibt darüber in seinem Buch "Nach Hause gehen - Eine Heimatsuche". Sein Weg aus Berlin heraus, führt ihn durch alte und neue Bundesländer. Überall trifft er Menschen, die er zum Thema "Heimat" interviewt und spürt auf 237 Seiten diesem Begriff nach. Gegen Ende seiner Reise t

Ich dich auch

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Erbe

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Vorletzte Woche habe ich ein weiteres Kapitel meines Familienerbes hinter mich gebracht. Mein Schredder hat gequalmt und mehrmals überhitzt Pausen eingefordert. Eingehüllt in Papierstaub, musste ich nach der Aktion erst einmal einen Schnaps trinken. Vor 9 Jahren starb mein Vater sehr plötzlich an einem Herzinfarkt. Als ich zu ihm in die Klinik gerufen wurde, lag er bereits unter einer Sauerstoffmaske und schnappte panisch nach Luft, während ein Arzt mit einem Ultraschallgerät auf seinem Bauch herumfuhrwerkte. Entsetzt sah ich, dass mein Vater fixiert und hilflos der Situation ausgeliefert war. Die Fixierung dient seinem Schutz, sagte man mir, weil er versucht hatte sich alle Schläuche aus dem Körper zu reißen. Ich streichelte den Kopf meines Vaters und versuchte ihn zu beruhigen. Den Infarkt hatte er wohl bereits einige Tage vorher erlitten. Die Symptome, er brach ohnmächtig im Bad zusammen ohne es jemandem zu erzählen, ignorierte er. Schwäche konnte er sich mit seinen 82 Jahren zu

Schwere Fracht

Die Menschen sind überfrachtete Wesen. Innen Chaos, außen Chaos. Lina in "Die Geschichte des verlorenen Kindes" von Elena Ferrante

Deutsche (Eigentümer-)Nachbarschaft

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Vor 14 Jahren zogen wir in ein Haus in einem Vorort der Stadt, in der wir nun seit 26 Jahren leben. Meinen Mann gruselte es vor dem Viertel, das mal Wald war und nun ausschließlich von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern besetzt ist. Er nannte die beunruhigende Ruhe an diesem Ort "Friedhofsstille". Beruhigt hat uns die Gewissheit, dass wir keine Eigentümer, sondern lediglich Mieter sind und diesen satten, penibel geordneten Raum irgendwann wieder verlassen können. Ich selbst genoss die Stille und setzte mich manchmal mitten ins unmöblierte Wohnzimmer, um den Geräuschen des Hauses zu lauschen. Da gluckerte nur die Heizung. Das stille Haus und ich wurden Freunde. Kurz nach dem Einzug klingelte es an der Haustür und ich freute mich, einen Nachbarn von gegenüber zu sehen. Er kam gleich zur Sache und erklärte mir genau, wo und wo nicht ich die Abfalltonnen hinstellen darf. Ich hörte mir das an und begrüßte ihn dann sehr freundlich, stellte mich als neue Nac

Am Sterbebett meiner Mutter ...

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Ein Update für verlassene Kinder und eine Hypothese Im Juni hat unsere Tochter geheiratet. Es ist das einzige Familienfest, an dessen Teilnahme ich nicht zu verzichten bereit war. Seit dem Eklat nahm ich an keinem Fest mehr teil, an dem meine Mutter anwesend war. Der Hass auf sie, der sich damals zeigte und der Impuls sie zu schlagen, trafen mich zutiefst. Das Wissen, dass ich meiner Mutter nach Jahren wieder begegnen würde, versetzte mich in vielerlei Gemütszustände. Der schlimmste Zustand ist immer die Phase der Destabilisierung. Der Zustand der Vierjährigen, die verraten und geschädigt wurde. Der eine Last aufgebürdet wurde, für die die erwachsenen Verantwortlichen keine Verantwortung übernehmen wollten . Der Zustand der vierjährigen Schutzbefohlenen, die nicht beschützt wurde. Dann liege ich im Bett und weine einen weiteren See an ungeweinten Tränen (wie viele davon - Himmelherrgott - gibt es in mir?). Das mache ich alleine, so bin ich das gewohnt. Kummer zu zeigen war und is

Ich bin schwierig. Ich bin kompliziert. Und das ist gut so.

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Meine Freunde sind großartig. Ich mag und schätze sie. Jeder von ihnen ist anders und gerade die Vielseitigkeit dieser mir nahestehenden Menschen inspiriert mich. Es gibt eine Sache, in der sich einige von ihnen einig sind. Sie schätzen mich als Gesprächspartner und wir können über die Welt reden, selten aber über "Gott". Sobald die Gespräche auf Themen kommen, die nicht der Norm entsprechen (Beziehung, Arbeit, Kinder, Essen, andere Leute, Politik), sobald es ums "Eingemachte" geht, ums Persönliche, um Stellungnahme, um Gefühle, heben sie abwehrend die Hände und meinen: Du bist so schwierig, so kompliziert. Lange Zeit hat mich das traurig gemacht. Es hat das Kind in mir aktiviert, das sich mit seinem eigenen Kopf einen Platz in der Welt ergattern wollte und dem gesagt wurde: Der Mann, der dich mal heiratet, ist noch nicht geboren. Was nichts anderes hieß als: Kind, sei nicht so schwierig, nicht so kompliziert, hör auf mich zu löchern, lass mich in Ruhe, so finde

Mantra

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Führt mich heim. Lasst mich Liebe leben, lasst mich Liebe sein.

Aufgabe

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Wer hier ist um aufzuräumen sollte sich nicht dazu hergeben unter den Teppich zu kehren

Als die Welt noch in Ordnung war

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Im Februar diesen Jahres verbrachten wir einige Zeit in einem buddhistischen Kloster der Waldmönchstradition im Osten Thailands. In einem Gespräch mit dem Kloster-Abt sprachen wir über den Werteverfall, der sich auch in der thailändischen Gesellschaft bemerkbar macht. Als ich erzählte, dass ich vor genau 30 Jahren das erste Mal Thailand besuchte, meinte der Abt "Damals war die Welt noch in Ordnung". Ich überlegte kurz und musste ihm dann, aus meiner Sicht, widersprechen. Als ich 1989 das Land des Lächelns besuchte, war ich einerseits tief berührt, andererseits zutiefst schockiert. In den Tempeln beobachtete ich die Einheimischen beim Praktizieren und war fasziniert von ihrem tiefen Glauben. Auf den Straßen war die Prostitution allgegenwärtig. Der Sextourismus florierte. Mann konnte damals alles kaufen - Frauen, Mädchen, kleine Jungs. Der Abt lebte zum Zeitpunkt meines Aufenthalts mit seinen Eltern auf einer idyllischen Insel, die auch ich besuchte. Dort war die Welt

Frühling

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Vertreibe deinen Winter mit lauten Rasseln, Trommeln und Pfeifen - Wann hörst du das erste und wann das letzte Vogelzwitschern draussen ? Beobachte genau eine Bohne beim Keimen. Wie viele Stunden hat sie gebraucht? Schaue einmal in die Blüte eines Schneeglöckchens hinein, ohne es zu pflücken ! Schon einmal einen verrückten Märzhasen zur Teestunde eingeladen? Kannst du eine Gründonnerstagssuppe aus neun Wildkräutern kochen?  Mische eine Handvoll verschiedenster Saatkörner- streue sie in eine Ecke im Garten - deine Überraschung - lass alles wachsen, wie es will, jäte nie- freue dich immer daran. Mache es dir zur Gewohnheit morgens dein erstes Frühstück draussen zu pflücken Wer findet die meisten phantasievollsten Namen der Farbnuancen von Grün ?     Kannst du schweigend in der Morgendämmerung zu einer Quelle gehen, um dein Osterwasser zu schöpfen?  Hast du den ersten Käfer begrüsst und ihn vor der dicken Spinne unter dem Sofa gerettet? Hörst du das Klingeln der Märzenbecher, wenn

Lockerlassen

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Gestern joggte ich durch den Wald und hörte einen Vogel den Frühling herbeisingen. Heute schaue ich aus dem Fenster und frage mich, ob ich es Mike Meleski nachmachen soll. Ich befinde die Schneehöhe in unserem Garten als nicht ausreichend zum Kopfstand-Schnee-Engeln. Also mache ich mir lieber einen Espresso (wer setzt sich zu mir und bringt ein Croissant mit?) und versüße mir den Montagmorgen mit Gute-Laune-Musik.  Kommt gut durch den laaangen Winter. Bleibt glücklich, gesund und warm. Und vergesst nicht, dem Leben ab und an etwas Spiel zu lassen.