Wer bin Ich in einer traumatisierten Gesellschaft?

Das ist die Frage, die ich mir selbst schon seit einiger Zeit stelle.

"Wer bin Ich in einer traumatisierten Gesellschaft?" - so lautet der Titel des neuesten Buches von Franz Ruppert.

Ich habe dieses Buch so gelesen, wie ich als Kind eine Packung Marshmallows gegessen habe. Obwohl ich irgendwann wusste, dass es mir Bauchschmerzen verursacht, konnte ich nicht aufhören, es mir reinzuziehen. Dankbar, dass ich es hinter mir hatte, stopfte ich die Marshmallowtüte - noch kauend - in den Müll. Das Buch wanderte erst einmal ganz weit weg von mir. In mein Kellerregal. Ich konnte und wollte diesmal keine persönliche Rezension darüber schreiben. Heute entdeckte ich die beiden ersten, sehr positiven (wen wunderts?) Rezensionen auf dem A-Portal.

Dieses Buch ist sehr persönlich und mutig. Herr Ruppert outet sich als traumatisiertes Kind, das selbst der von ihm erstellten Trauma-Trias (nicht gewollt - nicht geliebt - nicht geschützt) unterliegt und als Erwachsener seine Traumata reinszenierte. Zu Beginn des Buches gibt er zu, dass er dieses Buch für sich selbst schreibt. So wirkte es auch auf mich. Da wollte sich jemand etwas von der Seele schreiben (und damit kenne ich mich aus - jaha). Es ist kein beruhigendes Buch und für Traumatisierte (also die, die davon wissen und sich damit beschäftigen, weil wir laut Herrn Ruppert zu annähernd 100 % traumatisiert sind - international) nur in homöopathischer Dosis zu empfehlen. Also von meiner Seite aus - so von Traumatisierter zu Traumatisierten. Es gibt viele Seiten, die Formen von Traumatisierungen beschreiben, damit einhergehende Traumaüberlebensstrategien wie auch Verleugnung oder Verdrängung von Trauma, einige Seiten wie man NICHT rauskommt und wenige Seiten, WIE man rauskommt (oder zumindest könnte).

Mir fehlt etwas. Ich kann aber nicht sagen was. Deswegen wollte ich auch nichts darüber schreiben ... wie soll ich über etwas schreiben, was mir fehlt, ohne dass ich weiß was. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich dieses Fehlende benennen muss, damit es sich zeigt. Ich muss ihm einen Raum geben, in das es eintreten darf. Es hat etwas mit Marshmallows zu tun ... die meinen Magen füllten und doch ein unbefriedigendes Gefühl der Leere hinterließen ..... so ist das auch mit diesem Buch ... so voll von Worten und ein Gefühl von Leere hinterlassend ... vielleicht hat Herr Ruppert sich leer geschrieben und ich fühle lediglich seine Leere?
Was fehlt mir an/in diesem Buch?
Kann es sein, dass ich selbst durch bin mit Trauma? Na das wäre doch mal eine schöne Antwort auf meine Frage ...

Ich melde mich wieder, wenn ich es weiß. Kann dauern.


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