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Es werden Posts vom November, 2014 angezeigt.

Deutsche Freiheit: SUV und Kreuzfahrt

In den Jahren, in denen ich Kampfkunst praktizierte, habe ich eine Sache erkannt: Freiheit hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern ist ein Zustand im Inneren. All das, was uns im Westen als Freiheit verkauft wird, sind lediglich Scheinfreiheiten. Als ich jung war, bedeutete Freiheit ein eigenes Auto, in dem ich so laut Musik hören konnte wie ich wollte und mit heruntergekurbeltem Fenster den Sommer einsog oder die Autobahn entlangbretterte. Die Freiheit hörte in dem Moment auf, in dem mir ein anderer Autofahrer hinten auffuhr und meine Freiheitskiste in einen Totalschaden transformierte. Später klapperte ich die Strände auf der Suche nach Freiheit ab. Im Herbst 1989 befand ich mich an einem Inselstrand, der in einem Hochglanzmagazin unter den Top Ten  der Strände mit den spektakulärsten Sonnenuntergängen an erster Stelle stand. Der Sonnenuntergang war tatsächlich eine Schau, der Strand ein Traum, die Menschen, die sich dort tummelten überwiegend gestrandet und ständig bekifft. Ei

Zumutung

In einem der letzten Zeit-Magazine (Nr. 47) stellt sich die Journalistin Nicole Zepter die Frage " Bin ich wie meine Mutter? ". Der Artikel beginnt mit "Unsere Autorin fragt sich, warum sie wiederholt, was ihr zu Hause vorgelebt wurde. Die Geschichte einer schonungslosen Selbsterforschung". Nicole Zepter erfährt am 18. Geburtstag von ihrer Mutter, dass der Mann, den sie bis dahin für ihren Vater gehalten hat, nicht ihr leiblicher Vater ist. Sie verlässt das Elternhaus und zieht zu ihrem Freund in die Stadt. 15 Jahre lang hat sie so gut wie keinen Kontakt zur Mutter. Sie studiert und wird erwachsen. Sie trifft die Liebe ihres Lebens und wird schnell schwanger. Und dann, mit Mitte dreißig, war ich auf dem besten Weg, so zu werden wie meine Mutter, wie die Frau, die mich jahrelang belogen hatte, die mir so fremd geworden war. Ich hatte mich in einer Beziehung verfangen, die mich hinunterzog. Ich hatte geglaubt, dieser Mann sei die Liebe meines Lebens. Wie meine Mut

Frauenversteher oder Eine Ode an meinen Büstenhalter

Lange Zeit konnte ich mich nicht mit der Tatsache anfreunden, dass ich nicht als Mann, sondern als Frau auf die Welt kam. Statt als Cowboy aufzutreten, der schneller schießt als sein Schatten, wurde ich in rosa Prinzessinen-Tüll gewickelt, getopped mit einem Plastikkrönchen. Nicht Lucky Luke sondern Cup Cake. Aber es gibt ein Accessoire, das mich mit all dem Unbill aussöhnt. Meinen Büstenhalter. Treuer Begleiter. Jeden Morgen liegt er willig bereit sich an mich zu schmiegen. Er stützt und trägt mich durch den Tag ohne Murren und Knurren. Nirgendwo an ihm ist Platz für ein Smartphone, das seine Aufmerksamkeit von mir ablenken könnte. Zwischen seine breiten Träger passt all meine Last. Fühle ich mich ohne ihn ungleich geerdet, so liftet er mich in die Höh und gibt mir ein Gefühl des Erhaben Seins. Büstenhalter, du bist mein bester Freund, liegst mir am Herzen gehst mir an die Haut. Danke, dass du da bist. Allzeit bereit, immer veständnisvoll, falls mir morgen der Si

Ich reite dem Sonnenuntergang entgegen

Es gibt Lieder, an denen kann man sich nicht satt hören. Sie stimmen eine Saite in uns an und bringen etwas in Klang. Oft haben wir ein Bild dazu. So geht es mir seit einigen Tagen mit dem Lied Chiraa-Khoor der tuwanischen Gruppe Huun Huur Tu. Ich gehöre zur Gattung der Höhlenbären und es ist an der Zeit mich für den Winterschlaf zurückzuziehen. Schön wärs. Weihnachten steht bald vor der Tür, nix mit Winterschlaf. Aber dieses Lied ... macht mich glücklich und fröhlich. Ich sehe einen Reiter, von der Sonne beschienen, dem Horizont entgegenreiten, der nicht näher rückt. Unendliche weite Steppe, in Pferd und Reiter klingt dieses Lied und das Gefühl von Freiheit ist überwältigend. Und so reite ich im November wie einst meine Lieblings-Comic-Figur Lucky Luke auf seiner treuen Gefährtin Jolly Jumper jeden Tag zufrieden dem Sonnenuntergang entgegen. Was für ein g..... Gefühl.

Eine Erinnerung

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Bittersüß tanzt eine Melodie durch den Äther engelsgleiche Stimme greift nach meinem Herzen und dem Ozean an Tränen Verzeih Wo der Sand rieselt und die Hasen Kaffee brühen ....

Die Summe unserer Anteile

Wir leben in einer Zeit der Trennungen. Wenn ich Paare erlebe, die sich trennen, gibt es Vorfälle, die mich traurig stimmen. Was Partner sich untereinander antun, wenn aus Liebe Hass wird, ist schwer genug. Fatal wird es, wenn sie ihre Kinder als Instrument nutzen um sich gegenseitig noch tiefer zu verletzen. Am Ende sind es die Kinder, die beschädigt werden. Kinder sind (meistens) eine Mischform aus mütterlichen wie väterlichen Anteilen und einem weiteren, der sie oft wie ein Alien in der Familie aussehen lässt. Lieben sich die Eltern, fühlen sich auch die elterlichen Anteile im Kind angenommen und geliebt. Fangen Eltern an sich zu hassen und beschimpfen den anderen, fühlt sich der jeweilige Anteil im Kind abgelehnt. Das, was aus einer Vereinigung entstanden ist, wird auseinandergerissen. Die Summe aller Teile beginnt im Inneren einen Kampf, adäquat zur Disharmonie im Außen. Kinder können keinen Frieden leben, wenn im Außen Krieg herrscht. In dem Moment, in dem ein Elternteil versuc

Reset

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Lösungsorientiert statt problemorientiert, das ist das Credo, das es gilt zu leben. Und Leute, ich bemühe mich, redlich und ernsthaft. Aber .... es gibt Dinge, die gehen mir an die Nieren. Was, wenn man die Lösung zum Problem nicht findet? Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es gibt Menschen, die haben das Talent sich die Dinge schön zu reden. Dieses Talent geht mir ab. Eine Freundin schwört auf Erdbeertörtchen in der Badewanne. In Härtefällen gilt es ein Reset zu machen. Unter all den Möglichkeiten gefällt mir das Reset am besten. Da haben nicht nur die Nieren etwas davon, sondern auch die Leber. Wie das geht? Ganz einfach. Geh in ein Lokal und trinke etwas mit Alkohol. Wenn das Lokal schließt, ziehe weiter zum nächsten, das länger offen hat. Dort ist dann zufällig Sprizz-Nacht und es gibt geniale Lösungsmöglichkeiten um das Reset ordentlich auszuführen. Dem zweiten Glas folgt das dritte, aber alles ist so ausbalanciert, dass du am nächsten Tag eine Art von Kater hast, de

Ein liebevolles Plädoyer für die Ehe

Vor 9 Jahren brachte mir mein Mann von einem Messeausflug ein Buch als Geschenk mit. Ein Angestellter des Messekunden las es auf der Heimfahrt im Zug. Der Titel gefiel ihm und er erstand es für mich - oder für uns? -  in der Bahnhofsbuchhandlung. Es war das Buch " Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest " von Eva-Maria Zurhorst. Ein Augen- oder vielleicht auch Herzöffner. Ein Plädoyer FÜR die Ehe. Es erwischte mich genau zum richtigen Zeitpunkt. Beginn der Wechseljahre, Midlifecrisis, Dramaerschöpfungssymptome, Zweifel allerorten. Um mich herum knirschte und krachte es in den Ehen. Ich befand mich in der Zeit, die ein Freund so beschrieb "Da werden die Karten noch einmal völlig neu gemischt". Meine Seele glich einer Wüste und wer war Schuld daran? Selbstverständlich alle anderen, nur nicht ich. Das Buch von Frau Zurhorst war der erste Schritt in eine Zeit, in der ich sehr viel über mich, meine Sichtweise, meine Muster lernte. Ausgelernt habe ich noch ni

Sind wir Pussies?

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Es gibt Leute, die geben Generationen Bezeichnungen. Ich gehöre der Generation der Babyboomer an, weil Deutschland damals so reich an Kindern war. Weil es so viele Kinder gab, wuchs ich mit dem Spruch auf "Bilde dir bloß nicht ein, dass du was Besonderes bist". In der Generation, die heute 20 oder 30 Jahre alt ist, waren die Kinder rarer. Die, die es gab, kamen in der Regel gewollt statt ungewollt und ihnen wurde gesagt "Ihr seid etwas Besonderes". Der Antrieb meiner Generation war nicht selten der Minderwertigkeitskomplex. Wir wollten zeigen, dass etwas in uns steckt. Auch wenn uns das nicht besonders besonders machte, so wollten wir doch beweisen, dass wir zu etwas taugen. Dass wir nützlich sind. Menschen, die sich besonders fühlen, müssen nichts mehr beweisen. Ihre Besonderheit muss lediglich entdeckt werden. Unter millionenfachen You-Tube-Videos oder auf anderen Selbstinszenierungsplattformen. Was aber, wenn sie entdecken, dass sie einer unter vielen besond